Positionspapier

Die Arbeitsgemeinschaft T&CM (traditionelle und komplementäre Medizin) setzt sich ein für:

  • Erhalt und Stärkung der Traditionellen Medizin und Komplementären Medizin (T&CM)
  • Erhalt und Stärkung und freier Zugang zu allen erforderlichen Arzneimittel der T&CM
  • Für den Paradigmen-Wechsel von der ökonomisierten, hin zur patientenzentrierten Medizin

Im deutschen Gesundheitssystem wird das Potential der T&CM bei Weitem nicht ausgeschöpft!

In ihrem global report on traditional and complementary medicine 2019 macht die WHO auf das große Potenzial der Traditionellen und Komplementären Medizin aufmerksam, die gesundheitlichen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts mit Erfolg anzugehen. Die WHO zeigt auf, dass immer mehr Länder die wichtige Rolle der T&CM anerkennen, während Deutschland allein die konventionelle Medizin fokussiert. Einer der key findings des WHO global report on traditional and complementary medicine 2019 ist, dass Europa und Deutschland signifikant hinter den globalen Durchschnitt zurückfallen, was die Indikatoren nationale Politik, Expert*innenkomitee , Programme und Forschungsfinanzierung für T&CM angeht, obwohl die Anerkennung und Nutzungswünsche innerhalb der Bevölkerung laut Studien stetig gestiegen ist.

Eine repräsentative Studie von Härtel aus dem Jahre 2004, die auch als Quelle für den WHO Report herangezogen wurde, gibt sogar an, dass damals bereits 80-99% der deutschen Bevölkerung ein bis mehrmals Naturheilkunde, d.h. Traditionelle und Komplementäre Medizin, in Anspruch nahmen.

Schon in ihrer WHO traditional medicine strategy 2002-2005 forderte die WHO die Förderung der T&CM insbesondere durch qualitative und quantitative wissenschaftliche Forschung. Wir fragen uns, warum trotz der steigenden Anerkennung und Inanspruch-nahme durch die Bevölkerung, bisher keine europäische bzw. nationale Förderung wissenschaftlicher Studien zur Untersuchung von T&CM zum Wohle der Patient*innen eingeleitet wurde?

Wer wir sind?

Die T&CM ist eine Arbeitsgemeinschaft, die sich aus Vertreter*innen einzelner Verbände und Fachgesellschaften, Heilpraktiker*innen, Ärzt*innen, Initiativen und Befürworter*innen der traditionellen Medizin und Befürworter*innen des Heilpraktiker-Berufs zusammensetzt. Die T&CM ist offen für konstruktive Mitwirkung, Kontakte und jedwede fachkundige Unterstützung und heißt Berufsexperten*innen unterschiedlicher Fachbereiche und Zuständigkeiten sowie Förder*innen herzlich willkommen, sich dieser Arbeitsgemeinschaft anzuschließen.

Unsere Überzeugungen zur Traditionellen und Komplementären Medizin / T&CM

Die T&CM, ist die Grundlage, aus der sich die heutige konventionelle Medizin entwickelt hat. Die T&CM fußt auf einer umfangreichen Empirie und wird durch die tägliche Erfahrung umfänglich in der Praxis bestätigt. Diese Medizin kann somit als EPM = empirically proven medicine oder als Erfahrungsmedizin bzw. in der Praxis erprobte Erfahrungsheilkunde bezeichnet werden.

Wir sehen die EPM – empirically proven medicine als gleichwertig neben der EBM – evidence based medicine. Medizin kann nur wissenschaftlich genannt werden, wenn sie sich auf die EPM und die EBM stützt, denn sie sind zwei untrennbar miteinander verknüpfte Seiten der Gesamtheit der wissenschaftlichen Medizin. Je weiter sich die Medizin entwickelt, umso deutlicher wird, wie sehr sich beide Medizinrichtungen benötigen, sei es beispielsweise bei der Immuntherapie oder bei der Wirkung von PARP Inhibitoren in der Onkologie oder bei der Volkskrankheit Diabetes mellitus.

Die EPM steht für die Multikausalität, die in der T&CM ihre Berücksichtigung findet.
Die EPM steht für die drei Säulen,

  • individuelle klinische Erfahrung / die Erfahrung und die Erkenntnis des/der Therapeut*in,
  • Werte und Wünsche sowie die Erfahrung der Patient*innen und
  • den aktuellen Stand der klinischen Forschung/ Wissenschaft und des medizinisch Wissbaren.

Wissenschaftliche Überprüfung von T&CM

Die wissenschaftliche Überprüfung in qualitativen und quantitativen Studien hat die Wirksamkeit einzelner traditioneller Therapien, wie z.B. der Akupunktur bereits gezeigt. Eine Unzahl von wissenschaftlichen Studien beispielsweise über Vitamin C und in der Phytotherapie zu Artemisia belegen deren hohe Wirksamkeit. Für die Großzahl der T&CM Therapien und Präparate gibt es allerdings noch zu wenige Studien. Hier gibt die
WHO die Verantwortung und den klaren Forschungsauftrag an die Mitgliedsstaaten.

Öffentliche Unterstützung

Wir sehen sowohl die traditionelle Medizin als auch die konventionelle Medizin als wichtige Teile einer umfassenden, gleichberechtigten Gesundheitsversorgung an, und befürworten eine verstärkte öffentliche Unterstützung von Studien beider Medizinrichtungen.

Neue Forschungsmethoden

Neue Nachweismethoden und Techniken zur Erforschung der Wirksamkeit von T&CM Therapie- und Diagnoseverfahren sind notwendig und sollten die Basis öffentlicher T&CM Forschungsprogramme sein.
Z.b. die Homöopathie und spezielle physikalische Phänomene der T&CM erfordern ihnen angemessene wissenschaftliche Methoden.

Unser Anliegen

Die T&CM macht darauf aufmerksam, dass Deutschland und Europa der WHO-Aufforderung zur Gleichstellung der T&CM in die nationalen Gesundheitssysteme bisher nicht nachkommen. Neben der WHO Aufforderung zeigt die breite T&CM-Inanspruchnahme der Bevölkerung die gesundheitspolitische und medizinische Notwendigkeit der T&CM-Forschung.

T&CM Statement
für Traditionelle und Komplementäre Medizin und Naturheilkunde

  • Wir fordern im Einklang mit der WHO eine Liste der unentbehrlichen Präparate der T&CM einschl. der traditionellen westlichen und östlichen Kräutermedizin, die stetig erweitert wird.
  • Wir unterstützen im Einklang mit der WHO eine dynamische Liste der unentbehrlichen traditionellen naturheilkundlichen und komplementären Therapien und Diagnoseformen. Diese Liste soll stetig erweitert werden.
  • Wir erwarten im Einklang mit der WHO die staatliche Förderung von Studien zur T&CM/Traditionellen und Komplementären Medizin und Naturheilkunde in Deutschland.
  • Wir stehen dafür ein, im Einklang mit der WHO die staatliche Förderung der T&CM in Deutschland zu initialisieren und vor allem die im Rahmen der von Ärzt*innen, Heilpraktiker*innen, Hebammen und anderen Heilberufen spezifischen angewandten Methoden, Präparate und Denkweisen zu fördern, zu unterstützen und zu bewahren.
  • Wir stellen den Menschen in den Mittelpunkt der Behandlung. Daher lehnen wir eine ökonomisierte Medizin, in der der Profit der Gesundheitswirtschaft vor der Gesundheit der Gesamtbevölkerung steht, als ethisch und moralisch verwerflich ab.
  • Wir stehen dafür ein, eine patientenzentrierte Medizin zum Wohle der Patient*innen zu etablieren, die sich auf unabhängige Forschung sowohl in der T&CM als auch in der konventionellen Medizin stützt.

Weitere Informationen:

Anhang zum Positionspapier

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